Reise nach Liliput - Siebentes Kapitel 3
Der Kaiser jedoch war bereits entschlossen, die Todesstrafe nicht vollziehen zu lassen, und hatte die Gnade, zu bemerken: Da der Rat den Verlust der Augen für eine zu leichte Strafe halte, so könne man ja später auf andere Weise verfahren.
Darauf bat der Sekretär, Ihr Freund, noch einmal demütig um Gehör, um auf die Behauptung des Finanzministers hinsichtlich der unerträglichen Kosten Ihrer Ernährung zu antworten. Er bemerkte: Seine Exzellenz, die über das Einkommen Seiner Majestät ausschließlich zu verfügen habe, könne ja allmählich Ihre Nahrung vermindern; aus Mangel an genügenden Speisen würden Sie dadurch nach und nach schwach und hinfällig werden, Ihren Appetit verlieren und in wenigen Monaten sterben können; alsdann werde auch der Gestank Ihres Leichnams nicht mehr so gefährlich sein, denn dieser müsse sich in dem Falle um die Hälfte vermindert haben. Sogleich nach Ihrem Tode könnten dann fünf-bis sechstausend Untertanen Ihrer Majestät das Fleisch von den Knochen schneiden, dieses auf Karren wegführen und in entfernteren Gegenden begraben lassen, um ansteckende Krankheiten zu verhüten. Das Skelett würde aber der Nachwelt ein Denkmal der Bewunderung bleiben.
Nach drei Tagen wird Ihr Freund, der Sekretär, in Ihre Wohnung kommen und Ihnen die Artikel der Anklage vorlesen. Hierauf wird er Ihnen die große Milde und Gnade Seiner Majestät und des Rates auseinandersetzen, wodurch Sie nur zum Verlust Ihrer Augen verurteilt werden.